Anno 2005 am 16. Tag des Monats Dezember war ein denkwürdiger Tag. An diesem Tage wurde der Grundstein gelegt, der heute in Gestalt dieses zusammengewürfelten Haufens musikbekloppter Enthusiasten, sein vorläufiges Bestandswesen innehält.

Stefan Bastuck, unser heutiger Bandleader, hatte seinem früheren Chef das versprechen gegeben, auf der Firmenweihnachtsfeier musikalisch für Unterhaltung zu sorgen. Nachdem Stefan im Juni 2005 die Funktion des Dirigenten bei der Musikkapelle Mochenwangen übernommen hatte, dürfte das eigentlich ja auch kein Problem bereiten, ein paar Leute zu mobilisieren um den Abend mit einer kleinen Besetzung zu gestalten. Stefan fragte in die Runde seiner Vereinsmusiker, ob sich jemand für diesen Sondereinsatz begeistern könnte. Bei dem es zwar nichts zu verdienen gab, jedoch für das leibliche Wohl in absolut ausreichendem Maße gesorgt wurde. Und wie das bei dem Blasmusiker so ist -> feste und vor allem flüssige Nahrung muss sein. Ziel gerichtet auf diese Aussichten fanden sich sofort 11 Mann zusammen und sorgten somit für unterhaltsame Tanzmusik.

Leider ist es immer wieder so, dass alles einem Fluss unterliegt, solange es keinen festen Bestand hat. Zumal auch über die Zeit gesehen bei jungen talentierten Musikern immer ein gewisser Wandel bei den Interessen feststellbar ist. Es gibt aber auch weitere Gründe die es verhindern, dass die zeitaufwändige Probenarbeit in einer Tanzkapelle regelmäßig erbracht werden kann. Somit sind von diesen 11 Musikern nur noch zwei im aktuellen Personalbestand erhalten geblieben. Doch dazu später noch mehr.

Zunächst wollen wir weiter dem Faden folgen, der sich im Moment auf der Weihnachtsfeier der Firma Mössmer befindet. Aufgrund des Erfolges, der sich an diesem Abend einstellte und der Freude der musikalisch unterhaltenen Gäste, hat Stefan Bastuck im wahrsten Sinne des Wortes „Blut geleckt und kaufte kurzerhand einen Komplettsatz Notenmaterial. Diese Investition trieb ihn dabei schon fast in den Ruin, wie er behauptet. (Wir wollen uns diesmal zur gläubigen Kaste der Musiker zählen!). Aber er durfte sich sicher sein, dass diese Investition sich sicher lohnen wird. Dafür musste jedoch noch einiges getan werden.

In den nächsten Tagen schrieb er alle Musikvereine im Blasmusikerverband Ravensburg an. Ebenso wurden an diversen Orten Plakate mit folgendem Aufruf an das schwarze Brett gehängt: Kommt in unsere Bigband! Eine Einladung zu einem Infoabend war ebenso auf dem Plakat, denn die Spielwilligen sollten ja auch wissen auf was sie sich einlassen. Voller Spannung wurde der Termin des Informationsabends (im Cafe Stefan zu Mochenwangen) erwartet. Mit dem riesigen Ansturm von acht Teilnehmern hatte wohl niemand gerechnet. Nun ja, Stefan hatte doch wohl eher mit einer zumindest zweistelligen Anzahl von Teilnehmern gerechnet. Aber es war wenigstens ein Anfang. In den folgenden Wochen konnten weitere Musiker durch intensive Belagerung aus der ganzen Region gewonnen werden.

Mit 13 hochmotivierten Musikern begann dann am Sonntag darauf, dem 15.01.2006 um 10:00 Uhr (zur besten Frühschoppenzeit!! - damals noch so gewünscht) die erste offizielle Bigband Probe. Die Stimmen der Bläser waren eigentlich fast vollständig besetzt, aber Stefan bemerkte während dieser Probe, dass der Klang nicht dem Sound einer Big Band entspricht. Es fehlte einfach an einer gewissen Fülle in den Bereichen Bass, Keyboard und Gitarre. Aber die Band  steckte ja noch in den Kinderschuhen. In der kommenden Zeit  machte sich Stefan intensiv auf die Suche nach einem E-Bassisten. Denn einen guten Baseman zu bekommen war vorerst das Wichtigste. Im März 2006 kam dann endlich die Erlösung. Via Anzeige im Wochenblatt hatte ein E-Bassist darum geworben, dass er eine neue Band sucht. Sofort griff Stefan zum Telefon und lud diesen viel versprechenden Mann zur nächsten Probe nach Mochenwangen ein.  Mit 20 Jahren Big-Band Erfahrung schien er ein wahrer Glücksgriff für die Big-Band zu sein. Er brachte dann auch noch kurze Zeit später einen Keyboarder mit, der die Rhythmusgruppe dann fast schon perfekt machte. Doch es kommt immer anders und meistens als man denkt. Nach der Sommerpause verließ uns unser Bassist wieder. Auch der Kontakt zu unserem Keyboarder riss ab, da nur unser ehemaliger Bassist seine Telefonnummer hatte. So stand man wieder da ohne Bassist und ohne Keyboarder. Zu dem Verlust kam auch noch, dass unsere einzige Saxophonistin und einer unserer Trompeter Eltern eines kleinen Musikers  wurden und somit verständlicher weise die Band verließen. Wenn es einmal anfängt, dann hört es nicht wieder auf -> auch weitere Mitglieder verließen die Band.

Diese schwere Zeit war beinahe das Ende der Band und es vergingen einige Wochen bis sich  die übrig gebliebenen Bandmitglieder wieder zusammenfanden und darüber diskutierten, wie es weiter geht. Neun übrig gebliebene Musiker fassten sich ein Herz und wollten um den Erhalt der jungen Band kämpfen. Daraufhin wurde eine weitere Anzeige im Wochenblatt geschaltet, worin nach Bassisten, Saxophonisten und Trompetern gesucht wurde.

Die Resonanz war überraschend ergiebig. Es waren 27 Leute, die sich um eine Mitgliedschaft bewarben. Viele E-Bassisten, E-Gitarristen und ein Trompeter. Gewinnen konnte man einen E-Bassisten, der wirkliches Interesse, Zuverlässigkeit und Spaß zeigte. Seit Oktober 2006 bereichert uns Georg Gerlach, ehem. Tontechniker von namhaften Bands wie Sportfreunde Stiller, Söhne Mannheims, Johnny Cash, Die Ärzte, uvm. aus Aulendorf, als E-Bassist unseren Haufen.

Wir spürten wieder, dass es sich lohnt weiter zu machen, denn zu unser aller Freude meldete sich auch unser Keyboarder zurück und stieg wieder voll bei uns ein. Somit war die Rythmn-Section wieder vollzählig. Aber es waren noch weitere Stimmen wieder zu besetzen, denn jetzt fehlte es noch im Saxophonsatz und bei den Trompeten.

Mit Internetanzeigen beim Musikhaus Lange und weiteren Anschreiben an Musikvereinen begab man sich wieder auf die Suche nach Verstärkung. Allmählich konnten die klaffenden instrumentalen Wunden der Band wieder durch engagierte Musiker geschlossen werden.

Im Dezember 2006 veranstalteten wir die erste interne Weihnachtsfeier. Im lockeren Rahmen steckten wir unsere weiteren Ziele für 2007 ab, damit diese Proberei endlich mal einen Sinn bekommt. Zu den Zielen gehörte unter Anderem das einzustudierende musikalische Programm, wie auch der erste Auftritt.

Der erste Auftritt war aber nicht unser vorrangigstes Problem, sondern eher die Tatsache, dass unbedingt geeignetes Notenmaterial beschafft werden musste. Und da unser Bandleader schon geeignete Katalogware mitgebracht hatte [ein Schelm der dabei böses denkt! ;-)] wurde die Lösung dieses Problems gleich angepackt. Bei einem Blick in die Kataloge der Notenlieferanten fielen gleich die ersten Blicke auf die Preise und betretene Gesichter waren das Resultat. Die Erkenntnis, dass man geeignetes Notenmaterial nicht geschenkt bekommt, machte sich breit. Damit es nicht zu teuer für den Einzelnen wird, spendierte jeder der Anwesenden einen Notensatz. Unsere anwesenden Schüler deckten das untere Preissegment ab und die „Geldsäcke verlagerten ihre Spendenlust in die oberen Preislagen. Damit konnte gewährleistet werden dass kein Musikant der ruinösen Notenmaterialbeschaffungsorgie zum Opfer fiel. Das eingelegte Kapital ist jedoch nicht in den düsteren Kammern unseres Kassiers und Bandleaders verschwunden, sondern es wird wieder ausgezahlt, wenn langsam aber sicher mal etwas Kapital in die Kassen der Band fließt.

Jetzt fehlte nur noch der passende erste Auftritt. Und der ließ auch nicht lange auf sich warten. Unser Bandleader, hatte die Idee, dass der erste Gig beim Musikfest zum 100- Jährigen Jubiläum des Musikverein Mochenwangen statt finden sollte. Es waren alle sofort damit einverstanden, als Vorband der Bluesblasters am Freitagabend, den 15. Juni 2007 zu starten. Somit war das nächste Ziel auch erledigt.

Man war allerdings immer noch nicht vollständig besetzt und jedes Bandmitglied wurde damit beauftragt, noch mal bei seinen Musikerkollegen (und natürlich auch Musikerkolleginnen) zu klingeln. Durch diese Aktion (getreu nach dem Motto: eins über die Rübe, fesseln und mitschleppen) konnten die Register des Bleches nahezu vollständig gefüllt werden. Die Suche nach Bariton-Saxophonisten ist wie die berühmte Nadel im Heuhaufen und E-Gitarristen wachsen auch nicht am Straßenrand.

Unser Baseman konnte jedoch beweisen, dass E-Gitarristen mit den geeigneten Connections doch noch aufzutreiben waren und so kam im Februar 2007 ein Mann zu uns der anscheinend nicht nur fünf Finger an einer Hand hatte.

Auch das Saxophonregister wurde immer vollständiger und die Frauenquote erreicht mittlerweile auch Bereiche bei dem die Feministinnen unter unseren Zuhörerinnen wieder wohlwollend auf uns schauen. Uff!!

Nachwort:
Der Autor dieser sehr kurz gehaltenen Entstehungsgeschichte möchte noch hinzufügen, dass es absolut nicht einfach ist einen so großen Haufen zusammen zu halten. Denn unterschiedliche Meinungen und Persönlichkeiten bergen doch immer etwas Zündstoff. Das wichtigste ist jedoch miteinander zu kommunizieren.
Ebenso kann nur ein kleiner Teil von uns zur Gemeinschaft der Profimusiker gezählt werden. Das bedeutet, dass wir in unserer kurzen Freizeit proben und lernen so gut es geht. Denn wir wollen gute Musik machen und unsere Zuhörer den grauen Alltag mal ein paar Stunden vergessen lassen.
Sollte sich jetzt jemand dazu animiert fühlen, so ein Projekt zu starten, dann sei ihm gesagt, dass man sich von diversen Unwägbarkeiten nicht vom Ziel abbringen lassen darf.
Der Autor beendet jetzt diesen Monolog. Denn es gilt den musikalischen Einsatz zu forcieren und dem Leser (hoffentlich auch Zuhörer) die Früchte unserer Arbeit zu präsentieren.

 

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lärmen sie noch heute!